Holz für die Baarermatte

In Baar realisiert Allreal auf der Baarermatte das Projekt BAMA Zug, ein Leuchtturmprojekt in Sachen Nachhaltigkeit mit nationaler Ausstrahlung. Damit die höchst ambitionierten Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können, werden die Gebäude weitestgehend aus Holz gebaut. Genauer, aus Mondholz, das ausschliesslich aus nachhaltig bewirtschafteten Zentralschweizer Hochwäldern stammt.

Für eine Überbauung mit vier Gebäuden und einem Mobilitätsturm benötig man richtig viel Holz – rund 30 000 Kubikmeter, was gegen 20 000 Bäume sind. Und was ist Mondholz? An einem kalten Wintertag in der Vorweihnachtszeit hat sich ein Teil des Projektteams auf den Weg in die Zentralschweiz gemacht, um den Weg des Holzes vom Baum bis zum gesägten Brett zu erleben.

1. Station: St. Joder im Engelbergertal 

Kalt und schattig ist das Engelbergertal an diesem Morgen und schnell wird klar, weshalb die Dichte an Seilbahnen nirgends grösser ist als hier. Steile Hänge auf beiden Talseiten und dichter Tannenwald bis unter die Gipfel. Holzernte mit dem Vollernter wie im Mittelland geht hier schon mal nicht. Bei Grafenort führt eine schmale Bergstrasse in die Höhe und bald ist das Geheul einer Motorsäge zu hören. Doch gesägt wird nicht, erfahren wir am Besammlungsort auf rund 900 Metern über Meer, es wird geringelt. Stephan Küng, Inhaber der gleichnamigen Holzbaufirma erklärt der versammelten Gruppe, was es mit dem Mondholz auf sich hat.

Mondholz oder Mondphasenholz wird an wenigen Tagen im Winter, kurz vor Leermond, geerntet. Zu diesem Zeitpunkt enthält es am wenigsten Saft und wird deshalb von Schädlingen gemieden. Darüber hinaus wiegt es weniger und steht im Ruf, besonders hart, stabil und später einfach zu verarbeiten zu sein.
Denselben Effekt erreicht man durch das sogenannte Ringeln. Mit einem speziellen Aufsatz an der Motorsäge wird oberhalb der Wurzel rundum eine etwa vier Zentimeter tiefe Kerbe eingefräst. Damit wird die wasserführende Schicht unterbrochen und der Baum gibt die restliche Feuchtigkeit über die Nadeln ab. Rund drei Monate später kann das Holz geschlagen werden. «Es ist ruhiger», sagt der Fachmann. «Es verformt sich bei sich verändernder Luftfeuchtigkeit kaum und muss nachträglich nicht mehr getrocknet werden. Das spart viel Energie und Zeit.» Und auch das niedrigere Gewicht zahlt sich aus: Es spart Lastwagenfahrten, auch wenn diese nur kurz sind. Denn neben der Art der Waldbewirtschaftung ist es in erster Linie der Transportweg, der Holz nachhaltig macht – oder eben auch nicht.

Ein Baum wir dann doch noch gefällt. Eine 115-jährige Fichte, symbolisch für den Projektstart. Auf dem Weg ins Tal malen wir uns aus, wie die Landschaft hier wohl ausgesehen hat, anno 1910. Und freuen uns darüber, dass man spürt, dass hier nicht einfach Industrieholz gerodet, sondern bewusst und mit viel Respekt für Natur und Umwelt gearbeitet wird. Die Förster fällen nur grosse und kräftige Bäume und die Holzschläge sind selten grösser als 500 Quadratmeter. So bleibt der Wald ein ökologisch wertvoller Lebensraum. Die Teile des Baumes, die nicht zum Bauen verwendet werden können, haben einen kurzen Weg vor sich. Sie sorgen zukünftig als Hackschnitzel in Engelberger Heizungen für Wärme. Und auch die Fahrt, die später das Holz machen wird, ist kurz. Eindrücklich kurz.

2. Station: Rothenburg bei Luzern

Eine gute halbe Stunde später stehen wir in der Sägerei, in der das Holz für die Böden, Wände und Decken für das Projekt BAMA Zug eingesägt wird. Zu Tausenden liegen Baumstämme für die Baarermatte auf Stapeln. Sechs Meter lang und allesamt noch aus dem letzten Winter, denn es wäre unmöglich, die benötigte Menge Holz in einem Winter zu schlagen. Am Schluss wird Holz aus drei Wintern auf der Baarermatte verbaut sein.
Zu dritt verarbeiten der Patron und seine zwei Angestellten die Stämme zu Brettern. Trotz der Unterstützung modernster Maschinen ist noch viel Handarbeit gefordert. Die Gruppe schaut interessiert dabei zu. Es ist ein stilles Plädoyer für ein aussterbendes Handwerk. 2024 wurden schweizweit gerade einmal drei Lehrverträge zum Säger, «Holzindustriefachmann», abgeschlossen.
Der anschliessende Transport der Bretter nach Alpnach dauert nur gut 20 Minuten. In der Zimmerei werden dort die Bretter ohne Verwendung von Leim zu Bauteilen und Elementen verdübelt. Und auch der Transportweg vom Werk bis zur Baustelle auf der Baarermatte ist nur gut 40 Kilometer lang.
 

3. Station: Cham

Am Rand eines grossen Kieswerks in Cham bekommt man bereits heute einen Eindruck, wie die BAMA Zug einst aussehen wird. Hier ist ein Mock-Up aufgebaut, ein rund 30 Quadratmeter grosses Mustergebäude, das wie geplant konstruiert und materialisiert ist. Das Projektteam aus Architekten, Planern und Vertretern von Allreal begutachtet interessiert die Details, die Farben, die Oberflächen.

Was von der Exkursion haften bleibt, ist, dass nachhaltiges Bauen weit mehr sein kann, als Beton durch Holz zu ersetzen und mit kurzen Transportwegen die CO2-Emissionen tief zu halten. Der grösste Mehrwert entsteht, wenn man die drei Nachhaltigkeitsfaktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung entlang der gesamten Lieferkette in Einklang bringt – vom Waldbesitzer bis zum Zimmermann auf der Baustelle. Langlebige und rezyklierbare Materialien verwendet, fair verhandelt, regionale Ressourcen nutzt und lokales Handwerk unterstützt.

BauherrschaftAllreal-Gruppe, Glattpark
ProjektentwicklungAllreal-Gruppe, Glattpark
TotalunternehmerAllreal-Gruppe, Glattpark
ArchitekturRoman Hutter Architektur GmbH, Luzern
HolzbauKüng Holzbau AG, Alpnach
Umfang114 Eigentumswohnungen, 6600 m² Büro- und Gewerbefläche und ein Mobilitätsturm
Grundstücksfläche17 961 m²
Nutzfläche (HNF)18 998 m²
BaubeingabeOktober 2024
Baubeginn1. Halbjahr 2025 (geplant)
FertigstellungQ3 2027

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