Im Süden der Stadt Basel liegt mit dem Dreispitz-Areal eines der grössten urbanen Entwicklungsareale der Schweiz. Mit der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz realisiert Allreal bis im August 2026 hier ein neues Zuhause für Studierende und Forschende. Und setzt dabei konsequent auf modulares Bauen.
Wo früher Materiallager, Logistik, Zollfreilager, Gewerbe und Industrie mit Anschluss an das Schienennetz der SBB das Gesicht der Stadt prägten, wird seit dem neuen Jahrtausend eifrig entwickelt und gebaut. An der Reinacherstrasse, eingezäunt von zwei Industrie- und Gewerbebauten wie sie so typisch für das Dreispitz sind, entsteht zwischen der Prag- und der Bordeaux-Strasse die neue Hochschule für Wirtschaft (HSW) der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW).
Allreal hatte 2017 zusammen mit dem Architekturbüro E2A den Gesamtleistungswettbewerb gewonnen. Allerdings verzögerte sich der Baustart aufgrund verschiedener Einsprachen. Im Frühling 2024 konnte Allreal die Arbeiten aber aufnehmen und legte in den letzten zwölf Monaten einen Blitzstart hin.
Qualität und Tempo dank modularem Bauen
Ende März 2025 steht der Rohbau bereits beinahe in voller Grösse. Die letzten Betonelemente für das vierte Geschoss werden gerade montiert. «Das Gebäude wird künftig über zwei Kerne erschlossen, die wir aufgrund der komplexen Geometrie mit Ortbeton erstellen», erklärt Allreal-Bauleiter Mario Hoppe, der vor Ort dafür verantwortlich ist, dass die Arbeiten und Unternehmer optimal koordiniert sind. «Die Bereiche am Kopf des Gebäudes an der Reinacherstrasse und an der Bordeaux-Strasse sowie der Bereich zwischen den beiden Erschliessungskernen erstellen wir hingegen modular», so Mario Hoppe.
Bei der sogenannten Elementbauweise werden vorgefertigte Module angeliefert, die dann vor Ort punktgenau zusammengesetzt werden. Das Vorgehen erinnert an traditionelles Fachbauwerk, wie man es vor allem aus dem Holzbau kennt. Stützen, Träger und sogar Deckenelemente inklusive Armierung werden von den Teams vor Ort direkt an der richtigen Stelle platziert. «Das erfordert eine hohe Genauigkeit», erklärt Hoppe. «Die teilweise bis zu 20 Tonnen schweren Träger sauber zu setzen, ist Millimeterarbeit mit riesigen Bauteilen.» In den beiden Hallen am Kopf und am Ende des Gebäudes ist das Gerippe aus den grossen Trägern gut sichtbar. Diese Elemente werden zudem nach der Montage vorgespannt, so dass die Traglast weiter gesteigert wird. «Für die zusätzliche Aussteifung des Gebäudes werden die Elemente nach dem Versetzen mit einem Überbeton kombiniert», erklärt Hoppe.
Die Vorteile dieser Bauweise liegen auf der Hand: Da vor Ort deutlich weniger Schalungsarbeiten anfallen und bereits fixfertige Bauteile angeliefert werden, gibt es eine markante Zeitersparnis bei der Erstellung des Rohbaus. Zudem weisen die vorfabrizierten Elemente eine hohe Qualität auf, da sie aufgrund der industriellen Fertigung stets unter gleichen Bedingungen erstellt werden. Klimatische Einflüsse wie tiefe Temperaturen, die das Arbeiten mit Ortbeton im Winter erheblich erschweren können oder gar verunmöglichen, werden ausgeschlossen. Das wirkt sich entsprechend positiv auf den Terminplan aus. Das kommt dem ambitionierten Gesamtfahrplan bei der HSW in Basel entgegen. Für die Ausführung, die Inbetriebsetzung und das Abnahmeverfahren stehen 20 Monate zur Verfügung. «Neben wirtschaftlichen Vorteilen haben wir uns auch aufgrund dieser Zeitschiene für den Rohbau in Elementbauweise entschieden», sagt Mario Hoppe.
Neben wirtschaftlichen Vorteilen haben wir uns auch aufgrund der ambitionierten Zeitschiene für den Rohbau in Elementbauweise entschieden
Mario Hoppe, Bauleiter, AllrealNachhaltiges Gebäude mit SNBS-Gold-Zertifikat
Im Untergeschoss ist die Montage der Gebäudetechnik in vollem Gange, während im fünften Obergeschoss, das als Haustechnikgeschoss genutzt werden wird, die letzten Arbeiten bis Mitte Mai abgeschlossen sein werden. Nach Fertigstellung der Dachflächen wird auf dem Gebäude eine Photovoltaikanlage erstellt. «Für das Klima im Gebäude wird aber nicht nur auf den selbst produzierten Strom gesetzt, sondern auch zu einem grossen Teil auf die Abwärme des Gebäudes selbst», so Hoppe. Der neue Bildungsstandort wird unter anderem dank diesen Massnahmen das Nachhaltigkeitslabel SNBS-Gold erreichen.
Seit Anfang März sind die Fassadenmontage wie auch die Innenausbauten ab dem Erdgeschoss in Arbeit. Bis im nächsten Sommer entstehen so an der Reinacherstrasse Unterrichts- und Gruppenräume, Büros für die Mitarbeitenden der verschiedenen Institute sowie offene Arbeits- und Aufenthaltsbereiche für den gemeinsamen Austausch. Auch ein Gastronomiebereich wird den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung stehen und mit den beiden Terrassen bietet die neue Hochschule für Wirtschaft auch attraktive Aussenräume. Ab September 2026 werden dann rund 1200 Studierende und gut 150 Mitarbeitende das Gebäude mit Leben füllen.
Bauherrschaft | Kanton Basel-Stadt vertreten durch das Finanzdepartement des Kantons Basel-Stadt, Immobilien Basel-Stadt |
Projektentwicklung | Allreal-Gruppe, Glattpark |
Realisation | Allreal-Gruppe, Glattpark |
Architektur | E2A Architects Zurich |
Baustart | Frühling 2024 |
Fertigstellung | Sommer 2026 |